Interview „Selbstverteidigung für Kinder“

Interview „Selbstverteidigung für Kinder“

Erster Teil vom Radiointerview mit Jozsef Noll von Radio Dresden am 31.05.2019. Danke für die Gelegenheit das Thema einmal näher vorzustellen.

Jozsef Noll:

„Hallo“

Jörg Konen:

 „Hallo“

Jozsef Noll:

„So, erstmal vornweg: was ist denn Wing Tsun?“

Jörg Konen:

„Wing Tsun ist ungefähr 300 Jahre alt, der Legende nach von einer Frau entwickelt und ist eigentlich eine Kung Fu Stilart. Vom Ursprung her eine Kampfkunst, die aber mit dem Fokus der Selbstverteidigung auch immer weitergewachsen ist. Wo zu der Kampfkunst als Solches Dinge wie Deeskalation, Selbstbehauptung, Rollenspiele hinzugekommen sind. Was es ja in der ursprünglichen Kampfkunst als solches nicht Bestandteil gewesen ist.“

Jozsef Noll:

„Ähm, du sagtest jetzt Rollenspiele, Alltagssituationen nachstellen und sich da behaupten. Das bringt ihr ja auch Kindern bei. Im Lehrplan ist ja auch Gewaltprävention ein Thema, indem Zusammenhang geht ihr auch an Schulen und Kindergärten, und macht dann genau was?“

Jörg Konen:

„Generell versuchen wir den Kindern mit Spaß und Spiel verschiedene Situationen näher zu bringen. Und versuchen natürlich auch da jeden so ein bisschen individuell abzuholen. Also es gibt Kinder, die sind sowieso bewegungsaffin, die schaffen es auch schon sich selbst zu behaupten, die können auch mal „Nein“ sagen oder die können auch mal „Stopp“ sagen. Es gibt auch Kinder, die schaffen es noch nicht so aus eigener Kraft und denen versuchen wir da halt so ein bisschen Möglichkeiten aufzuzeigen. Mit ihnen Dinge zu üben, wie auch ihnen das gelingt sich in Situationen zu behaupten.“

Jozsef Noll:

„Auf was richtet ihr da den Fokus?  Also was ist euch da wichtig?“

Jörg Konen:

„Ich finde Kinder sollten in verschiedenen Situationen auch „Nein“ sagen können. Das bedeutet natürlich auch das sie die Situation einzuschätzen lernen sollten. Den Umgang miteinander, das ist heute auch oft ein Thema, dass Kinder, Jugendliche dazu neigen früher körperlich zu werden und eine verbale, also kommunikative Phase zu überspringen. Deswegen versuchen wir auch in gestellten Situationen Probleme, die im Schullalltag aufkommen können, durchzuspielen und ihnen einfach auch da andere Möglichkeiten aufzuzeigen, wie könnte man stattdessen handeln, als wie ihr es vielleicht bisher getan habt oder wie ihr es bisher kennt. Eine Situation, die wir oft auch an Schulen üben ist zum Beispiel auch das Verhalten gegenüber Fremden. Wenn die angesprochen werden oder, oder, oder …“

Jozsef Noll:

„Konkrete Situationen und Rollenspiele. Hast du mal ein Beispiel?“

Jörg Konen:

„Angenommen du musst zum Schulbus und ein Kind steht vor der Tür. „Du kommst hier nicht durch!“ oder „Nein, geh weg, ich lass dich nicht raus!“ Dann versuchen wir den Kindern natürlich zu zeigen erstmal freundlich, aber bestimmt zu sagen: „Darf ich bitte durch?“ Wenn das nicht funktioniert, natürlich deutlicher, lauter werden und einfach die Stimme von der Lautstärke, von der Intensität her steigern, schon auch mit die Hände vornehmen. Auch in Form von Gesten klar machen, dass ich jetzt hier gerade ein Problem mit dir habe. Dass auch Lehrer von Weitem sehen, ok ich bin jetzt vielleicht derjenige, der versucht den Streit zu schlichten, der ihn bittet, vielleicht zur Seite zu treten. Hat aber auch was mit Eigenschutz zu tun und wenn auch das nicht hilft, versuchen den anderen, vielleicht mit einem leichten Schubs zur Seite zu bewegen, um dann durch die Tür durchzugehen. Wichtig ist dann, außer meiner Sicht: sobald ich an ihm vorbei bin, ihm verbal nochmal ein Zeichen zu geben, mich ruhig nochmal umzudrehen und zu sagen:“ Lass mich in Ruhe!“, dass er sich nicht an meine Fersen hängt und mir nachkommt. Also da auch nochmal verbal wirklich gleich noch ein Stopp-Signal setzen, auch wenn die Situation zumindest im Moment erledigt ist.“

Jozsef Noll:

 „Heißt, die Kinder lernen es brenzlige Situationen zu erkennen und eventuell sogar zu umgehen?“

Jörg Konen:

„Das ist das Ziel. Sprich, wenn ich nicht körperlich handeln muss, ist das positiv für mich und auch für den anderen. Körperlich verteidigen kommt vor, natürlich, ist aber in den meisten Fällen, oder so hoffe ich zumindest, nicht die Regel.“

Jozsef Noll:

„Aber das klären die Kinder auch bei euch?“

Jörg Konen:

„Auch das lernen die Kinder natürlich, nur die verschiedenen Übungen: wie kann ich mich aus einem Schwitzkasten, oder wenn mich jemand festhält, befreien. Das schafft natürlich auch ein gewisses Maß an Sicherheit im Kopf, wenn ich weiß, was könnte ich tun, wenn… So geh ich gestärkter an Situationen ran, die vielleicht verbal ist.“

Jozsef Noll:

„Ja. Danke Jörg für den Moment. Also Kinder stärken mental und auch körperlich klingt spannend und ist auch was für Erwachsene und darüber reden wir dann später nochmal.“

Weitere Informationen:

www.sich-selbst-verteidigen.de