12 Mrz Eine Alternative Entstehungsgeschichte des WingTsun KungFu
Wie WingTsun in China entstanden sein könnte.
NGMUI UND YIM WINGTSUN
Jeder der sich mit KungFu und speziell mit WingTsun beschäftigt kennt die Geschichte der Nonne Ng Mui die nach der Brandstiftung des Shaolin Klosters am Fuße des Sung-Berges fliehen musste. Da sie weiterhin gesucht wurde versteckte Sie sich in der Nähe eines kleinen Dorfes. In diesem Dorf lernte Sie die Tochter eines Kaufmanns, Yim WingTsun, kennen.
Als diese später Schwierigkeiten mit einem Schläger aus dem Dorf gekam nahm NgMui die junge Yim WingTsun dann als ihre Schülerin an. Bei ihr lernte Yim WingTsun dann einen völlig neuen KungFu-Stil. Diesen hatte die Nonne NgMui nach der Flucht aus dem Shaolin-Kloster entwickelt. Sie selbst war nämlich eine KungFu Meister. Da ihre Verfolger aber ebenso in der Kunst des Shaolin KungFu ausgebildet waren musste NgMui sich etwas Neues überlegen, um sich gegen diese zu verteidigen.
Als Yim WingTsun den Schläger aus dem kleinen Dorf vertrieben hatte lernte sie ihren späteren Mann kennen. Dieser wurde nach einiger Zeit selbst ein Schüler seiner Frau Yim WingTsun. Er benannte dieses System später WingTsun, zu ehren seiner Frau.
EWIGER FRÜHLING – BLÜTEZEIT IN CHINA
Die Ming Dynastie (1368-1644) gilt in China als eine Zeit von Wohlstand und Reichtum. In der mehr als 250 Jahren andauernden Epoche gab es lange anhaltende Friedensphasen in den sich Handel, Wissenschaft und Religion sehr gut entwickelte. Diese Zeit war eine Blütezeit, ein Frühling in China.
Auch wenn es in dieser Zeit Kriege um in.- und ausländische Interessen gab. Die meiste Zeit über gab es Frieden und die Möglichkeit für Wachstum. Es wurden Seehandelswege erschlossen und Beziehungen zu anderen Ländern unterhalten. Unteranderem kamen auch die Europäer über den Seeweg nach China.
Erwähnenswert ist auch, dass während der Ming Dynastie Peking (Beijing, wörtlich: Nördliche Hauptstadt) zu Hauptstadt erklärt wurde. Bis zu dieser Zeit war Nanking (Nanjing, wörtlich: Südliche Hauptstadt) Chinas Hauptstadt.
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts verschlechterte sich die Wirtschaftliche Lage in China dramatisch. Durch Misswirtschaft, Korruption und erhöhte Steuerforderungen machte sich immer mehr Unzufriedenheit unter der Bevölkerung breit.
Ebenfalls zu dieser Zeit rückte eine Armee mandschurischer Stämme große Teile im Nordosten Chinas ein und besetzten diese.
Durch die anhaltend schlechten Bedingungen im Land schloss sich ein Heer von Bauern zusammen und marschierte Richtung Peking. Sie wollten sich die erdrückenden Steuerforderungen und die schlechten Lebensbedingungen im Land nicht mehr länger gefallen lassen. 1644 nahmen die Bauern während ihrer Aufstände die Hauptstadt Peking ein.
Das Kaiserhaus floh Richtung Süden in der Hoffnung erneut eine Armee aufstellen zu können und Peking zurück zu erobern. Diese Hoffnung wurde aber zerschlagen als sich Ming-General Wu Sangui mit seiner Armee den Manschuren anschloss. Diese Allianz rückte dann gegen Peking vor und gründete ab dem Jahr 1644 die Qing-Dynastie oder auch Manschu-Regierung. Diese regierte dann bis 1911 zur Ausrufung der Republik China.
Hier findet ihr noch mehr Infos zur Ming-Dynastie!
EWIGER FRÜHLING FÜR DEN EWIGEN FRÜHLING
Die Manschu-Regierung legte ab 1645 massive Änderungen für die Bevölkerung Chinas (Han-Chinesen) fest. Unteranderem wurde eine gewisse Kleiderordnung eingeführt. Außerdem mussten nun auch die Han-Chinesen den bei den Manschu üblichen Zopf tragen. Es wurden ebenfalls Ehen zwischen Han und Manschu Chinesen unter Strafe gestellt.
Diese und weitere, unter Strafen gestellte, Regelungen und Gesetzte bestimmten von da an das Leben der Bevölkerung von China. In dieser Zeit wurden vor allem die die der alten Ming-Dynastie angehörten und die sich nicht an die neuen Vorschriften hielten verfolgt und mit dem Tode bestraft.
Aus diesem Grund wurden einige Teile der Menschen in China dazu gezwungen sich zu verstecken und sich miteinander zu arrangieren. Sie schlossen sich zu kleinen oft geheimen Gruppen (Triaden) zusammen um sich zu schützen und um gegen die nun regierende Manschus zu kämpfen. Egal welcher Kaste, welcher Religion oder welchem Stil sie angehörten.
Einige von ihnen verfolgten das Ziel die Ming Zeit, also die Blütezeit in China wieder aufzubauen und die Qing(Manschu) Dynastie zu stürzen. Sie wollten also den (Ewigen) Frühling Chinas zurückbringen.
In diesen Zeiten soll auch unser WingTsun (Schöner/Ewiger Frühling) entstanden sein. Ein neuer Stil der sich durch das gemeinsame Trainieren und Kämpfen von Menschen, die vor der Manschu-Regierung verschiedenste KungFu-Silen beherrschten, entwickelte. So soll, innerhalb dieser kleinen, geheimen Gruppen, aus den fünf bekanntesten Tierstilen des Shaolin-KungFu, WingTsun entstanden sein. Den Namen könnte unser Stil also von dem Namen (Ewiger Frühling) einiger Gruppen, die für die Wiederauferstehung der Ming-Dynastie kämpften, gekommen haben.
Die Theorie der fünf Stile wird auch durch die ursprüngliche Symbolik des WingTsun unterstrichen. Das Ursprüngliche Symbol des WingTsun ist nämlich die Pflaumenblüte mit seinen fünf Blütenblättern. Die fünf Blütenblätter stehen über dies hinaus auch für eine gewisse Schrittarbeit.
FAZIT:
Da keiner von uns in dieser Zeit gelebt hat und viele Informationen nur teilweise überliefert wurde liegt die Wahrheit sicher irgendwo dazwischen. Die Legende der Nonne NgMui hat genauso ihren Reiz wie die Entstehung in Zeiten von Unruhen aus den fünf Tier-Stilen. Für mich ergibt sich bei manchen Punkten mehr Sinn als bei anderen.
Wichtig ist aber die Aussage beider Legenden. In beiden Legenden wurde WingTsun entwickelt damit die Menschen sich verteidigen konnten. Dies ist wichtig für uns, wenn wir WingTsun trainieren und dies sollten wir auch nie vergessen.
Hier ein interessantes Video zu diesem Thema. Auch SiFu Brand, der einen anderen WingTsun Stil vertritt und man geteilter Meinung über sein heran gehen sein kann (wie so oft). Seine Idee und die dazu gehörigen Erläuterung zur Geschichte finde ich sehr interessant und nachvollziehbar.
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